Rückblicke 30/01/94
Die Führungen der bosnischen Kroaten und Moslems haben zwei Zwischenfälle bedauert, bei denen am Freitag in Bosnien drei italienische Journalisten und ein britischer Konvoifahrer getötet wurden. In einer am Samstag verbreiteten Erklärung der bosnisch-kroatischen Militärführung in Mostar wurde der Artillerieangriff auf das belagerte Moslem-Ghetto, bei dem das italienische Fernsehteam ums Leben kam, als „notwendige Antwort auf einen Angriff der Moslems“ auf das kroatische Stadtviertel gerechtfertigt.
Der italienische Fernsehsender RAI hatte bereits zuvor in Rom mitgeteilt, der Reporter und zwei seiner Mitarbeiter seien beim Verlassen eines Spital im moslemischen Teil der herzegowinischen Gebietshauptstadt Mostar in einen Granatenangriff des Kroatischen Verteidigungsrats (HVO) geraten. Die drei Männer waren am Donnerstag abend in Mostar eingetroffen, um eine Reportage über Kinder in dem Spital zu drehen. Diese sollte am Samstag von der RAI ausgestrahlt werden. Das Team stammt aus der RAI-Redaktion in der italienisch- slowenischen Grenzstadt Triest. Die kroatische Militärführung bedauerte den „tragischen Tod“ der drei italienischen Journalisten.
„Widerwärtiger Akt“
Zuvor schon hatte die bosnische Regierung in Sarajevo den Raubüberfall uniformierter Banditen auf drei britische Fahrer in der Moslem-Hochburg Zenica, bei dem ein Brite getötet und seine Kollegen schwer verwundet wurden, als „widerwärtigen Akt“ verurteilt.
Ministerpräsident Haris Silajdzic sagte nach Angaben des bosnischen Radios eine sofortige Aufklärung des Vorfalls und rasche Bestrafung der Täter zu: „Der Überfall geschah in einem Moment, wo unsere Bevölkerung die humanitäre Hilfe mehr denn je braucht – und eine eventuelle Einstellung dieser Hilfe wegen dieses Vorfalles hätte katastrophale Folgen.“
Der Jugoslawien-Sonderbeauftragte der UNO, Yasushi Akashi, äusserte sich in einer in Zagreb verbreiteten Erklärung „entsetzt“ über diese „sinnlosen Demonstrationen der Gewalt“.
Source: Newsflash